Im Jahr des 300. Geburtstages des Preußenkönigs begegnet es uns nahezu überall: das Menzelsche „Flötenkonzert“, das seit 2001 wieder an seinem früheren Platz in der Alten Nationalgalerie hängt, die nach der Generalsanierung zu einem Schmuckstück der Berliner Museumsinsel geworden ist. Längst ist das Bild zum Synonym geworden für die Musikbegeisterung Friedrichs II. von Preußen, der sich bekanntlich mit Johann Joachim Quantz nicht nur seinen eigenen Flötenmeister leistete, den er auf der Stufenleiter seiner hierarchischen Hofhaltung in schwindelnde Höhen aufsteigen ließ, sondern auch eine der exquisitesten privaten Hofmusikkapellen, der Musiker wie Carl Philipp Emanuel Bach, die Brüder Franz und Karl Benda oder der Kontraviolist Johann Gottlieb Janitsch angehörten. Und was liegt näher als zu glauben, der beste Kenner und Illustrator der friderizianischen Geschichte, die „kleine Exzellenz“ Adolph Menzel (1815–1905) habe in dem großformatigen Gemälde eines der Abendkonzerte des Königs nachgerade mit fotographischer Genauigkeit vorgeführt? Wie sehr es reizt, das Bild gerade in diesem Jahr für Realität zu halten, zeigt ein ins Internet gestellter EMIClassic Filmclip mit dem Starflötisten Emmanuel Pahud, der in den blauen königlichen Rock schlüpft, um mit Dreispitz und Flöte so zu tun, als sei er „Le roy flûtiste“ persönlich. Wenn wir uns auf eine gründlichere Interpretation dieses Bildes einlassen, wird allerdings deutlich, daß der Schein trügt, die Perspektive nicht so eindeutig ist wie gern geglaubt wird und uns der Maler alles andere als eine naive Szene vorführt.

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